Das Alter ist wie ein Balkon.

Bild
„Altenheim und Pflege – heute und morgen“
Vortrag von Dr. Stephan Abt
(Leiter Sigmund Faber Heim Hersbruck)
21. Januar 2013 beim Lions Club Hersbruck

„Das Alter ist wie ein Balkon, von dem man weiter und zugleich genauer sieht.“ Mit dieser tiefgründigen Metapher beschreibt  Marie Luise Kaschnitz in ihrem Buch "Orte" aus dem Jahre 1973 ihr reiches und erfülltes, aber auch an schweren Erlebnissen geprägtes Leben. Nicht ohne Grund wurde dieses Sinnbild auch als Motto für eine Aktion des Sigmund-Faber-Heims (SFH) gewählt, über die Dr. Stephan Abt jüngst einen Vortrag beim Lions Club Hersbruck hielt. Eine Gruppe der Heimbewohner hatte sich im Rahmen des Forschungsprojektes „Reminiszenzgruppen mit Hochaltrigen“ auf dem Balkon des SFH versammelt, um von dort aus Luftballons in den Himmel steigen zu lassen. Dabei hatte jeder Einzelne auf einem Zettel seine Wünsche und Gedanken aufgeschrieben und dem Ballon mit auf den Flug gegeben.



Foto: Dr. S. Abt (Sigmund Faber Heim, Hersbruck)

Aber nicht nur über diese besondere Aktion sprach Dr. Abt, denn der Vortrag trug den mehr allgemeinen Titel „Altenheim und Pflege – heute und morgen“. Themen und Fragen waren zum Beispiel: Wie ist der Auftrag eines Altenheimes zu verstehen? Was muss ein Heim laut Pflegeversicherung leisten? Wie sind Pflegestufen definiert? Wie und wer legt fest, welche Pflegestufen bei Betreffenden anzuwenden sind? Wie hoch sind die Kosten für den Eigenanteil und für die Zuzahlung aus der Pflegeversicherung? Welche Leistungen gehören dazu? Wie entwickeln sich die Kosten? Wie unterscheiden sich die häusliche und die stationäre Pflege? Wie gestaltet sich das tagtägliche Leben? Welche Veranstaltungen und Projekte werden durchgeführt? Wie sind die Bewohner untergebracht? Was unternehmen sie? Wie sieht der Alltag eines Pflegers oder einer Pflegerin aus? Wie ist der Kontakt zu der Bevölkerung in Hersbruck? Und und und …. .

Dr. Abt, der das SFH seit etwa 15 Jahren leitet,  erläuterte diese Fragen und Themen mit vielen Details und Erlebnissen aus dem alltäglichen Leben.  Neben den leitungstechnischen Aufgaben steht für ihn das ganzheitliche Bild eines jeden Menschen im SFH absolut im Vordergrund. Denn das Leben und die Persönlichkeit eines Menschen werden durch viele Dinge wie zum Beispiel durch die eigene Familie, durch Erlebnisse und Erfahrungen, den Wechsel der Jahreszeiten und durch die Gemeinschaft der Heimbewohner
geprägt.

Ein besonderer Punkt im Vortrag war das weitere Forschungsprojekt MAKS, die Motorische, Alltagspraktische, Kognitive und Spirituelle Aktivierungstherapie für Menschen mit Demenz. Hier ist das SFH in besonderer Form und sogar wissenschaftlich tätig, Therapien zu entwickeln, die den dementen Menschen gezielt und wirksam helfen. Auch spielen der Umgang und Kontakt mit Tieren eine große Rolle. So ist zu erleben, dass Menschen, die auf Ansprache so gut wie nicht reagieren, beim Kontakt zum Beispiel mit einem Hund quasi „aufwachen“. Dr. Abt schilderte allerdings auch den nicht unerheblichen Aufwand, der bei der behördlichen Genehmigung des Streichelzoos im SFH nötig war.

Seit Jahren sind die LEOs (die Jugendorganisation der Lions) immer wieder im SFH tätig. So finden zum Beispiel Bingo-Nachmittage statt, die zu einer festen Einrichtung geworden sind und sich großer Beliebtheit erfreuen. Oder die Heimbewohner werden auf Ausflügen in die Stadt oder auf Spaziergängen von den LEOs begleitet. Für diesen Beitrag bedankte sich Dr. Abt stellvertretend beim LEO Jörg Hüttel.

Zum Abschluss seines eindrucksvollen und spannenden Vortrags ging Dr. Abt auf die sich abzeichnende Entwicklung für unsere Altenheime und Pflege ein. So erhöhe der Staat kontinuierlich die Auflagen, unsere Gesellschaft betrachtet Altenheime weiterhin mit Skepsis und wir reden unsere Leistung schlecht, obwohl alte Menschen institutionell noch nie so gut versorgt wurden. Allerdings zeichnen sich auch weitere viel versprechende Entwicklungen ab, bei denen alternative Wege gesucht werden wie zum Beispiel Wohngemeinschaften (Henning Scherf in Bremen) oder Mehrgenerationenhäuser.

Für den Lions Club Hersbruck war das Treffen mit Dr. Abt ein eindringliches Erlebnis und eine äußerst hilfreiche Gelegenheit zu verstehen, wie im Sinne der sozial und karitativ ausgerichteten Projekte die Lions dem diesjährigen Themenschwerpunkt konkrete Taten in gezielter Weise folgen lassen können.






 
 
Die LEOs beim Bingo-Nachmittag im Sigmund Faber Heim
(Foto: Dr. S. Abt)

Der Präsident des Lions Club Hersbruck, Rudi Fleischmann, bedankt
sich bei Dr. Abt für dessen eindrucksvollen und kompetenten Vortrag.

zurück